
Ökosozial?
Viele sprechen von Crowdfunding, noch mehr sprechen von grünen oder nachhaltigen Projekten oder Unternehmen. Wir haben mit unseren Partnern von Oneplanetcrowd entschieden, uns auf ökosoziale Projekte zu konzentrieren. Was heißt das? Ökosozial wäre eigentlich ein Synonym für nachhaltig oder "green", wenn nicht diese beiden Adjektive durch eine Inflation an Verwendungsmotiven inzwischen ziemlich nichtssagend geworden wären. Nachhaltig wirtschaften bedeutet, sich nach dem Drei-Säulen-Modell auszurichten (Tripple Bottom Line):
- wirtschaftlich tragfähig
- ökologische Wertschöpfungskette
- soziales Engagement bzw. sozialer Mehrwert
Demzufolge ist ökosozial eine Richtigstellung der Beschreibung nachhaltig und impliziert, dass ökosoziale Projekte darauf ausgerichtet sind, einen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Mehrwert zu generieren. Das unterscheidet Oneplanetcrowd auch von anderen nachhaltigen Plattformen. Die meisten fokussieren sich auf Energiewendeprojekte bzw. Energieeffizienz Projekte. Das freut die Umwelt. Wichtig ist eine klare Ausrichtung und Positionierung.
Maßhalten Heiko!
Der Crowdfundingmarkt steckt noch in den Kinderschuhen. In den Niederlanden investiert jeder Bürger im Schnitt 5€ in Crowdfunding-Projekte, in Deutschland sind das gerade einmal 0,60-0,80€. Auf Bundesdeutschen Fest- und Tagesgeldkonten lagern 2014 ca. 1,5 Billionen €. Das sind umgerechnet ca. 18.750€/ Bundesbürger. Würde jeder Bundesbürger 0,1% davon, also rund 18€ pro Jahr, in Crowdfundingprojekte investieren, stehen Startups 1,5 Mrd. € zur Verfügung.
Und das Justiz- & Verbraucherschutzministerium bräuchte sich bei diesen Beträgen sicher nicht mehr Sorgen um das Geld der Bürger machen, als es das jetzt tun muss, da diese sogenannten Sichteinlagen nahezu unverzinst bei den Banken herumliegen. Hierin besteht auch der große Unterschied zum gerne im gleichen Atemzug mit Crowdfunding genannten Graumarkt. Es gibt wohl kaum einen Leser, der in den letzten Jahren nicht mindestens zweimal mit einem Prokon Werbeprospekt konfrontiert wurde. Sei es per Briefkastensendung oder als Magazin-Beilage. Prokon hatte es darauf angelegt, von seinen Investoren größere Summen zu erhalten. Somit war dann auch das Klagen entsprechend groß, als das Schneeballsystem in sich zusammenbrach. Muttis Rente war verspielt.
Der Crowdfunder: ein At-Home-Venture-Capitalist
Ganz anders dagegen ist Crowdfunding ausgerichtet. Hier geht es um Mikroinvestoren. Größere Summen werden durch Hunderte Mikroinvestoren eingesammelt. Der Mikroinvestor selber streut sein Risiko, indem er in zahlreiche Crowdfunding Projekte investiert. Somit wird der Crowdinvestor quasi zum At-Home-Venture-Capitalist. Mit dem Unterschied, dass der Fokus auf nachhaltigem, im Sinne von langjährigem, gesellschaftlichem Engagement liegt und nicht auf der jährlichen Bonuszahlung. Diese Funktion des Crowdfunding sollte auch die Gesetzgebung erkennen, denn dies implziert, dass der Crowdfunder auch auf Anlageoptionen wie ein VC zurückgreifen kann: Wandelanleihen, Equity und nicht nur partiarische Nachrangdarlehen. Denn auch eine Bafin Lizenz schützt vor zwanghaft in die Insolvenz führenden Schneeballsystemen nicht, wie das Beispiel Prokon oder im noch größeren Stil, das US-Beispiel Madoff zeigt.
Crowdfunding bietet wichtiges Biotop für Gründer
Sinn und Zweck des Phänomens Crowdfunding ist es, die riesengroße aber klein geschwiegene Finanzierungslücke für Startups zu schließen. Keine Bank, auch kaum eine grüne Bank, gibt gerne Kredite in Höhe von 5.000 - 750.000€ an Startups. Der Aufwand ist für Banken im Verhältnis zu Risiko und Ertrag uninteressant. Bleiben die bekannten drei F - Friends, Family and Fools oder Business Angel. Beide Gruppen sind aber meist sehr anspruchsvoll in der Betreuung. Ebenso verlangen Sie Anteile und entsprechende Mitsprache. Beides Dinge, die ein leidenschaftlicher Gründer, der meist mehrere Jahre seines Lebens auf viel Freizeit und auch bessere Verdienstmöglichkeiten verzichtet hat, nur ungern hergibt.
Crowdfunding bietet also ein Biotop für Gründer. So wie eine nachhaltige Forstwirtschaft Aufforstungen impliziert, benötigt ein nachhaltiges Wirtschaftssystem Gründungs-Nachwuchs. Crowdfunding überwindet die Finanzierungslücke für Startups, die auf dem klassischen Weg durch Banken oder Venture Capital nicht gedeckt ist. Durch die Finanzierung der Crowd entsteht eine Demokratisierung des Kapitalstroms für Gründungen.
Deutschland braucht nicht (nur) mehr Crowdfunding-Plattformen, sondern vorallem mehr Crowdfunder.
Autor: Egbert Hünewaldt